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Es ist es soweit: der neue Roman "Die Liebe zu so ziemlich allem" ist da!!

Die Liebe zu so ziemlich allemEs hat lange gedauert mit dem Buch, sehr lange, ich weiß. Die Geschichte schwebte vor mir in einer Art Nebelschleier, es meldeten sich Figuren an und wieder ab – und irgendwie biß keiner so recht an. Ich nicht und die Romanleute auch nicht.

Und dann, irgendwann einmal, ging ich ins Museum für Naturkunde, hier in Berlin, und auf einmal war der Nebel fortgepustet.

Der Riesensaurier, der dort im Lichthof steht, grinste mich an und befahl mir, die versteinerten Libellen in der Vitrine gegenüber genau zu betrachten. Und als ich das tat, fingen diese schönen, grazilen Insekten aus dem Jahr 150000000 v.Chr. an, mir irgendetwas über ihren Fundort zu erzählen, einen Steinbruch bei Fichtelbach. (Bevor Sie jetzt die Nullen zählen: Libellen gibt es seit über 350 Millionen Jahren!) Und dann schwirrten sie ab Richtung Lichthofkuppel.

Plötzlich stand ein Herr neben mir.

Er nahm höflich seinen Zylinder ab und erzählte von einem Museum, das er 1895 gegründet habe und ob ich nicht mal Lust hätte, mir das anzusehen. Es befände sich zwar irgendwo in einer Kleinstadt namens Fichtelbach im südlichen Rheintal, aber wenn ich ihm bei einem Kaffee zuhören wolle, könnten wir da schnell mal für zwei Stunden hin. Und zurück. Und versteinerte Libellen gäbe es da auch, falls die Dame so etwas möge. Mag sie, sagte ich.

Mit so roten Ohren habe ich bei einem Kaffee noch nie jemandem zugehört.

Einige Tage später betrachtete ich eine wunderschöne Kunstpostkarte. Darauf das impressionistische Gemälde einer zarten Dame aus dem Jahr 1895. Auf einmal blickte die schwedische Dame, die dort lesend in einem Liegestuhl saß, hoch, lächelte mich an und erzählte mir, wer sie war. Und das dauerte ziemlich lange.

Ihr Leben war dramatisch verlaufen, hatte zu tun mit dem Zylinderherren aus Fichtelbach, und ich wußte, ich würde sie nicht mit: "Ja, dann Adieu, Lovisa!" abfertigen können. Wollte ich aber auch gar nicht.

Dann fuhr ich zu einer Ausstellung nach Lübeck und verliebte mich heftig in die Bilder des schwedischen Malers Anders Zorn, Zeitgenosse und Freund von Max Liebermann.

"Hej! Wenn du willst, spiele ich mit", meinte Anders Zorn. "Du solltest meiner echten Biographie bloß keinen Blödsinn andichten."

"Geht in Ordnung, Herr Zorn", versprach ich.

"Ui, Anders Zorn, da haben Sie ja jemanden, der in der Kunstgeschichte richtig Punkte gesammelt hat", meinte eine sehr sympathische Dame neben mir. Wir tranken dann noch einen Tee miteinander und zählten uns gegenseitig unsere Lieblingsmaler auf. Die Dame hieß Carlotta und verabschiedete sich mit: "Kommen Sie doch mal mein schräges Museum besuchen, es lohnt sich! Da bin ich Kuratorin und Vizechefin. In Fichtelbach!" Und dann klingelte ihr Handy, ihre Augen leuchteten, sie sah mich entschuldigend an und sagte mit zärtlicher Stimme: "Hallo Stockholm!" in den Hörer. Ich wandte mich diskret ab.

Wenig später stand dann auf einmal die ganze Mannschaft da und sagte: "Los, Vogeley." Es waren noch ziemlich viele Leute zu den Libellen, dem Herren im Zylinder, Lovisa, Anders Zorn und Carlotta hinzugekommen.

So, bevor Sie jetzt denken, daß ich deliriere: nein, wir sind mitten in meinem neuen Roman.

In meinen Romanen gibt es immer extrem viel Personal. Jeder erzählt mir seine Geschichte ganz ausführlich und manchmal denke ich, daß ich drei Romane gleichzeitig schreibe.

Und das dauert dann.

Und dann kommt meine (von mir hochgeschätzte) liebe Lektorin und sagt: "Also nee, Frau Vogeley, nicht schon wieder ein neuer Erzählstrang, das wird einfach zuviel."

Recht hat sie. Also den Zopf wieder ein Stück aufflechten, rausnehmen, neu flechten.

Dauert dann auch wieder.

Und dann die Sprache. Da habe ich an anderer Stelle schon etwas zu gesagt. Ich bin mit der Sprache nicht extrem vornehm, aber extrem sorgfältig. Ich feile, schmeiße raus, nehme rein, wäge ab, ändere Nuancen, hier andere Vokale, dort etwas Rot oder etwas Deckweiß, da hinten ein Geräusch, dort eine Bewegung. Und schreib dann mal flott fünfzig Seiten ganz neu. Oder hundert um. Mehrfach.

Das dauert auch. Lange. Sehr lange.
Ich bin mein ärgster Kritiker.
Aber irgendwann war auch der zufrieden

Der Roman ist ernster als die Vorgänger. Und länger. Aber sein Titel ist wirklich Programm. Also: ab jetzt im Buchhandel: "Die Liebe zu so ziemlich allem":

"Die Liebe zu so ziemlich allem" bei Droemer Knaur

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Interview und Hörprobe zum neuen Roman

Zu den aktuellen Leseterminen!

Bleiben Sie mir gewogen –

herzlich, Ihre Christine Vogeley